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Bibliographic data

Song, Tan Kim; Seng, Tan Tor: Secondary school geography, Express Course. Bd. 3. Curriculum Development Institute of Singapore Singapur: Pan Pacific Book Distributors, repr. [Nachdr.]. Aufl., 1988 [1985], 272, 274–275.

"Migration"


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Migration

Neben der Geburten- und Sterberate war, wie bereits zuvor erwähnt, Migration der dritte Faktor welcher den Wandel der Bevölkerung beeinflusste. Migration bezieht sich auf Wanderbewegungen von Menschen in das Land sowie aus einem Land heraus. Es bezieht sich außerdem auf Wanderbewegungen von Menschen von einer Region in eine andere innerhalb eines Landes.

Die Auswirkungen von Migration sind ebenfalls in der Bevölkerungspyramide des Landes zu sehen. Schau dir Abb. 13.21 an, welche die Bevölkerungspyramide von Indern in Singapur darstellt. Was fällt dir beim männlichen und weiblichen Bevölkerungsanteil im Jahr 1957 auf? Warum gibt es einen höheren Anteil an Männern, besonders in den Altersgruppen zwischen 15 und 59 Jahren (Dies sind Menschen, die als wirtschaftlich aktiv eingeordnet werden)?

Im Fall von Singapur ist das Überwiegen von Männern in der indischen Bevölkerung das Ergebnis der Migration der Inder (Menschen aus Sri Lanka und Pakistan eingeschlossen). Sie kamen nach Singapur im frühen 20. Jahrhundert. Sie waren hauptsächlich daran interessiert, auf europäischen Plantagen zu arbeiten, wo Nelken, Muskat und Gambir angebaut wurden. (Die ersten chinesischen Einwanderer in Singapur waren ebenfalls überwiegend Männer und die Bevölkerungspyramide ähnelte der der singapurischen Inder.) Viele von ihnen gingen auch auf die malaiische Halbinsel um zu arbeiten, vor allem in Kautschuk-Anbaugebieten. Heutzutage sind diese Inder (sowohl männliche als auch weibliche) in viele andere Bereiche wie Handel, Transportwesen und Kommunikationsdienstleistungen involviert.

Was fällt dir beim Geschlechterverhältnis im Jahr 1982 auf? Jetzt, da der Zustrom von

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indischen Einwanderern nach Singapur aufgehört hat, ist das Geschlechterverhältnis nun ausgeglichener? Dir ist vielleicht aufgefallen, dass die Bevölkerungspyramide immer noch ein Ungleichgewicht aufweist, besonders für diejenigen in den höheren Altersgruppen. Daraus lässt sich ein Verhältnis von 100 Frauen auf 103 Männer berechnen.

Am Beispiel von Singapur lässt sich aufzeigen, dass Migration nicht nur zu einem Anstieg der Bevölkerungszahl im Land beiträgt, sondern auch Auswirkungen auf das Geschlechterverhältnis oder Zusammensetzung der Bevölkerung haben kann.

Im aktuellen Jahrhundert lassen sich Perioden von hohem Bevölkerungswachstum, Kriegen und politischen und kulturellen Konflikten beobachten. Diese Umstände haben viele Menschen dazu gezwungen, ihr Heimat zu verlassen und in andere Länder zu migrieren. In Asien zum Beispiel haben tausende von Vietnamesen ihr Land verlassen nachdem die Kommunisten die Macht im Land übernommen haben. Millionen von Muslime haben Indien in den 1940ern verlassen nachdem Britisch-Südasien a in Pakistan und Indien aufgeteilt wurde. Zur selben Zeit verließen Millionen von Hindus Pakistan nach Indien. Es wird geschätzt, dass seit dem späten 19. und frühem 20. Jahrhundert mehr als 20 Millionen Chinesen und 10 Millionen Inder in andere Länder migriert sind.

Lasst uns einen Blick auf die Charakteristika dieser Wanderbewegung von Menschen werfen. In Lektion 5 des zweiten Buches habt ihr bereits etwas über Wanderbewegungen und Menschenströme erfahren. Es wäre hilfreich, dir einige dieser gelernten Ideen wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Einige Migrationsformen sind von zyklischer oder periodischer Art. Manche Menschen migrieren zum Beispiel weil in anderen Regionen zu der Zeit Arbeitsplätze verfügbar sind und ihre Fähigkeiten dort gebraucht werden. Andere, die in kalten Regionen wohnen, migrieren an wärmere Orte in Form von Urlaub (diese werden auch Touristen genannt) oder um den kalten

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Wintern zu entfliehen. Jene kehren nach kurzer Zeit nach Hause zurück. Ihre Migration ist vorübergehend .

Manchmal ist Migration auch dauerhaft , wobei die Migrierenden für eine unbestimmte Zeitdauer an einem anderen Ort bleiben. Viele unsere Vorväter in Singapur kamen von Indien, China, Sri Lanka und angrenzenden Ländern wie Malaysia und Indonesien. Sie kamen hierher um zu arbeiten und sich dauerhaft niederzulassen.

Viele der Migrierenden wandern auch von ländlichen in städtische Regionen innerhalb des Landes. Sie sehen die Städte als Orte mit Arbeitsmöglichkeiten und höheren Lebensstandard an. Solch eine Land-Stadt-Wanderung nennt man auch Binnenmigration . Andere, wie die Vietnamesen, die nach Europa, Nordamerika und Australien migrierten, verließen ihr Land. Solch eine Wanderung nennt man internationale Migration . In den letzten Jahren ist internationale Migration, besonders für diejenigen die vorhaben dauerhaft zu bleiben,

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schwieriger geworden. Einige Länder verhängen strenge Beschränkungen um eine Einwanderung dieser Menschen zu vermeiden. Warum verhängen deiner Meinung nach die Gast- bzw. Aufnahmeländer solch strenge Beschränkungen?

Menschen emigrieren aus ihrem Heimatland aus vielen Gründen. Wir nennen diese Gründe „Push“- und „Pull“-Faktoren. b Push-Faktoren beinhalten bestimmte Umstände die Menschen dazu treiben ihr Heimatland zu verlassen. Diese schließen Hungersnöte, Armut und Kriege ein. Auf der anderen Seite ziehen die Pull-Faktoren in anderen Ländern die Menschen an. Diese umfassen einen höheren Lebensstandard, Verfügbarkeit von Arbeit und Stabilität.

Allerdings haben manchmal die Wanderungen dieser Menschen negative Konsequenzen. Beispielsweise ziehen Städte die Menschen zu tausenden an. Die Städte werden übervölkert und die Migranten verfallen in ein Leben in Elendsvierteln und Armut. Manchmal führen kulturelle und ethische Differenzen zu

[Quelle: Weltkarte auf der die verschiedenen Kontinente zu sehen und Migrationsströme durch rote Pfeile eingezeichnet sind.]

Fig. 13.22 Wanderungen von Menschen in der Welt seit 1700.

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Konflikten, die politische Unruhen begünstigen können. Viele Migranten versuchen sich an die Gewohnheiten des Gast- oder Aufnahmelandes anzupassen. Einige sind damit erfolgreich, andere indes nicht. In Singapur und Malaysia zum Beispiel konnten sich einige der ersten chinesischen Migranten an die einheimische Kultur anpassen. Sie wurden Babas genannt (oder Peranakans). Versuche mehr über die Babas und ihre Gewohnheiten herauszufinden. Abb. 13.22 zeigt die allgemeinen weltweiten Migrationsbewegungen seit 1700.

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[a] Die AutorInnen ziehen hier im Original den Begriff British South Asia vor, anstatt von British India , also Britisch-Indien zu sprechen; die Redaktion.

[b] Im Englischen bedeutet push drücken oder schieben und pull ziehen; die ÜbersetzerInnen.

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