Armut in Malaya
[S. 379]
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Viele Faktoren sind für die Armut dieser Kleinbauern verantwortlich. Einer der wichtigsten ist die schwierige physikalische Umwelt der Halbinsel. Das Klima mit seinen konstant hohen Temperaturen und seiner Luftfeuchtigkeit, besonders in ihrer Monotonie, ist ein Hindernis für die effektive Arbeit der Bauern und Fischer, die hauptsächlich im Freien arbeiten. Sie sind außerdem regelmäßig krankheitsübertragenden Moskitos, Milben, Fliegen und anderen Insekten ausgesetzt und die Natur ihrer Beschäftigung bewirkt, dass sie oft mit infizierter Erde in Kontakt kommen. Bei einem Leben wie dem ihren, mit einer unzureichenden und schlecht ausgewogenen Ernährung, in unhygienischer Umgebung und ohne richtige Gesundheitseinrichtungen, ist es nicht verwunderlich, dass es ihnen schwer fällt oder gar unmöglich ist, ein hohes Niveau an Gesundheit und Effektivität aufrecht zu erhalten. Ihre Erträge sind folglich gering. Die große Anzahl und Vielfalt an Insekten und anderen Schädlingen, die im heißen und feuchten Klima gedeihen, tragen ebenfalls direkt zum geringen Ertrag bei, indem sie den Pflanzenbestand der Bauern angreifen. Weiterhin sind die Böden der Halbinsel, wie bereits erwähnt, mit wenigen Ausnahmen unfruchtbar und schnell ausgelaugt und benötigen eine reguläre Düngung, um eine gute Gesamternte zu unterstützen. Wenige der Bauern benutzten Dünger, hauptsächlich, weil sie zu arm sind, um sich diesen leisten zu können, aber auch, weil viele nicht von ihrem Nutzen überzeugt sind. Dieser bösartige Kreislauf von geringem Ertrag und geringem Einkommen ist schwer zu durchbrechen.
Aber die niedrigen Lebensstandards der Kleinbauern werden auch durch nicht-physikalische Faktoren verursacht. Weitverbreitete Landverschuldung, schlechtes Marketing und Transportmöglichkeiten in ländlichen Gebieten, exzessive Preisschwankungen, landwirtschaftlicher Besitz, der zu klein für die Arbeitskapazität ist und von Jahr zu Jahr durch den ansteigenden Bevölkerungsdruck, der auf dem Land lastet, durch Landgesetze und Zölle, die zur wiederholten Unterteilung und Fragmentierung des Landes führen, verringert wird, und Unsicherheit über Landbesitztitel, sind, unter anderem, ebenfalls direkt oder indirekt verantwortlich. Etwa die Hälfte aller Kleinbauern, die meisten von ihnen Malaien, bauen als Hauptgetreide Reis an. Ausgenommen in sehr schlechten Zeiten, wie zur Zeit der japanischen Besatzung, bringt der Reisanbau in einem kleinen Rahmen ein sehr geringes Einkommen. Die starke Bewölkung, der Mangel an Verschiedenheit bei den Tageslängen, die hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit der Halbinsel sind alle ungünstig für optimale Erträge einer Pflanze, die am besten unter subtropischen und mäßig warmen Bedingungen wächst. Aber aufgrund von Tradition, Konservatismus und des Ausbleibens einer offiziellen Ermutigung, ihre Ernte zu ändern, fahren die Bauern fort, ihr Land mit Reis zu bestellen.
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Der Fortschritt im Kampf gegen die Armut in den ländlichen Gebieten Malayas wird im großen Maße von der Effektivität der Federal Land Development Authority (FLDA) und der Rural and Industrial Development Authority (RIDA) abhängen, die 1950 mit dem primären Anliegen, ökonomische Verbesserung in den ländlichen Gebieten zu fördern, ins Leben gerufen wurde. Sowohl die FLDA als auch die RIDA repräsentieren einen konkreten Versuch der Regierung, eine entscheidendere Rolle in einem bisher vernachlässigten Sektor der nationalen Wirtschaft zu spielen. Es ist ein Schritt vorwärts von der planlosen laissez-faire -Einstellung, die für eine koloniale Wirtschaft charakteristisch war, in eine Richtung, in der die zukünftige Entwicklung in den ländlichen Gebieten bis zu einem gewissen Grad durch eine bewusste Planung geformt und geleitet wird. 2
Es existiert eine reelle Gefahr, dass der Wachstumsgrad auf dem Land
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wie auch in den anderen Sektoren der nationalen Wirtschaft bezogen auf den Grad des Bevölkerungswachstums zu langsam sein könnte, um einen Nettozuwachs im gesamten Lebensstandard zu erreichen. Die Rate des natürlichen Bevölkerungswachstums in Malaya beträgt zwischen 3.3 und 3.5 % pro Jahr. Wenn sie nicht kontrolliert wird, dann würde eine solche Wachstumsrate eine Verdopplung der Bevölkerung in 25 Jahren zur Folge haben. Solch eine Wachstumsrate würde außerdem bedeuten, dass zwischen 8 und 10 % des nationalen Einkommens jedes Jahr gespart und investiert werden müssten, um eine Abnahme des Einkommens pro Person zu verhindern, das heißt, um einfach nur den aktuellen Lebensstandard zu erhalten. Oberflächlich gesehen scheint die Lösung für dieses Problem recht einfach zu sein: Es müssen Maßnahmen eingeleitet werden, um die Rate des Bevölkerungswachstums zu kontrollieren und den Ausbau der Wirtschaft des Landes zu fördern.
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[2] Die Funktionen der RIDA wurden mittlerweile durch eine neue Institution – die Majlis Amanah Ra’ayat (MARA) übernommen.↩