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Bibliographic data

Jin-Bee, Ooi:. Geographies for Advanced Study. London; Harlow: Longmans, Green & Co., 4th impr. [4. Druck]. Aufl., 1969 [1963], 376–378.

Malaya in Südostasien


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KAPITEL 15

PROBLEME UND PERSPEKTIVEN

In weniger als zwei Jahrhunderten trat Malaya aus der Dunkelheit heraus und nahm einen bedeutenden Platz unter den neuen Staaten Südostasiens ein. Für einen Großteil dieser Zeit war es eine Kolonie, ein kleiner Teil des britischen Empires. Die revolutionären Veränderungen, die sich in diesem Land ereigneten, waren Nebenprodukte des Kolonialismus: Die Entwicklung der Wirtschaft auf Basis der Landwirtschaft, des Bergbaus und Handels und der Wandel von einer homogenen Gesellschaft zu einer multi-ethnischen waren die Früchte einer Politik, die Malaya, wie in der Tat auch anderen britischen Kolonien, die Rolle einer Rohstoffquelle und eines Absatzmarkt für britische Fertigprodukte auferlegte. Bei der Erfüllung dieser Rolle startete Malaya mit zwei natürlichen Vorteilen. Seine westliche Küstenlinie grenzt an die Straße von Malakka, eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt, durch die die Schiffe, die zwischen Westeuropa und dem Fernen Osten Handel betreiben, passieren. Seit frühesten Zeiten war Malaya in der Lage, die Möglichkeiten des Handels zu nutzen, die durch diese stark befahrene internationale Fernstraße bereitgestellt wurden. Malakka, eine historische Berühmtheit, und in letzter Zeit auch Penang, Singapur und Port Swettenham dienten als günstig gelegene Tankstationen und als Eintritts- und Austrittsorte für Waren und Menschen.

Der andere natürliche Vorteil war der Besitz einiger der reichsten Zinnvorkommen der Welt in einer einfach zugänglichen und abbaubaren Form. Die Einnahmen aus der Erschließung dieser Vorkommen ebneten den Weg für die frühe Einrichtung eines modernen Landverkehrs, was wiederum einer der Hauptfaktoren war, die zum bemerkenswerten Aufstieg der Kautschukindustrie beitrugen. Zinn war der Magnet, der tausende von chinesischen Bergarbeitern anzog, genau wie später der Kautschuk weitere tausende von indischen Arbeitern anzog. Die materiellen Ergebnisse der Entwicklung der Zinn- und Kautschukindustrien sind beeindruckend. Physisch führten sie zu einer Erschließung von großen, einst unproduktiven Ländereien. Ein Land, das vor weniger als einem Jahrhundert nur etwa eine halbe Million Acres 1 Anbaufläche hatte, hat jetzt mehr als fünfeinhalb Millionen bewirtschaftete Acre und eine weitere halbe Million Acres, die für den Bergbau verwendet werden. Weiterhin gehört ein Viertel der gesamten Landfläche der Halbinsel

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zu produktiven und geschützten Waldreservaten. Die zugehörigen Vorteile sind in alle Phasen des Lebens durchgedrungen, in Form von modernen Gesundheits- und medizinischen Einrichtungen, Straßen, Eisenbahnlinien, Schulen und Universitäten und Sozialeinrichtungen. Genauso beeindruckend war der parallele Bevölkerungszuwachs, der die Folge des Einflusses des großen Zustroms von Einwanderern aus China, Indien und Indonesien war.

In den frühen Tagen des kolonialen Zeitalters war das Hauptproblem ein vergleichsmäßig unmittelbares, nämlich die natürlichen Ressourcen des Landes zu orten, ihre Potenziale zu beurteilen und sie weiterzuentwickeln. Die Entwicklung verlief entlang von laissez-faire -Bahnen. Die Kolonialregierung regulierte viele und richtete einige der ökonomischen und sozialen Institutionen ein, die nötig waren, damit eine solche Entwicklung stattfinden konnte. Ebenso brachte sie Stabilität in ein Land, das einst von internen Konflikten erschüttert war, und stellte sicher, dass die Einnahmen aus der Produktion nicht durch willkürliches Recht abgezweigt wurden. In einer Atmosphäre, in der jeder damit beschäftigt war, den Lebensunterhalt zu verdienen, und einige damit, Vermögen anzuhäufen, war es nicht verwunderlich, dass die Politik in den Hintergrund gedrängt wurde. Es gab wenig Spannungen zwischen den verschiedenen Völkern, nicht nur, weil es genügend Land und Raum zur Entfaltung gab, sondern auch, weil sie nicht um die gleichen Arbeitsplätze konkurrierten. Diese Unterschiede in den ökonomischen Interessen unter den Ethnien 2 bedeutete außerdem, dass ihre Siedlungen physisch getrennt waren. Die Malaien und indonesischen Einwanderer bauten nach wie vor entlang des Flusses und der Küste Reis an. Die anderen Einwanderer wurden hingegen von den Städten, Dörfern, Zinnminen und Ländereien entlang des später als Zinn- und Kautschukgürtels bekannten Westmalayas, zwischen der Küste und der Main Range, angezogen.

Der gegenwärtige Grad der wirtschaftlichen Entwicklung wurde nicht ohne mehrere Fehler und Ausfälle erreicht, die durch das fehlende Verständnis für und die Anpassung an die Umweltbedingungen der Halbinsel verursacht wurden. Mehrere tausend Acres Land wurden durch „Bergbau“-Techniken zerstört, die die ersten Plantagenbesitzer auf der Suche nach schnellem Profit anwendeten. Der Mutterboden weiterer tausender Acres Kautschukland wurde durch Erosion abgetragen, weil die Plantagenbesitzer die Ländereien in der Art europäischer Obstgärten von Unkraut säuberten. Während der frühen und extrem destruktiven Phase des Zinnabbaus waren ganze Landstriche schweren Erosionen durch die Entfernung des schützenden Waldes offengelegt, gleichzeitig wurde der natürliche Verlauf der Flüsse im westlichen Zentralmalaya durch die unkontrollierte Abgabe von Bergbauabwasser in die Flussbetten dauerhaft unterbrochen.

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Die europäischen wie auch die asiatischen Pioniere waren auch von Beginn an mit dem Problem der Aufrechterhaltung ihrer Gesundheit in einem Land mit vielen tödlichen endemischen und epidemischen Krankheiten konfrontiert. Das heiße, feuchte Klima Malayas ist sehr vorteilhaft für die Entwicklung einer großen Anzahl von Krankheiten sowie deren Übertrager. Übertragbare Krankheiten sind besonders gefährlich, weil die physikalischen Bedingungen ideal für eine ganzjährige Fortpflanzung vieler Übertrager, insbesondere Insekten, sind. Die vielleicht tödlichste und sicherlich berüchtigtste der krankheitsübertragenden Insekten ist die Anopheles, die Malaria überträgt. Die klimatischen Bedingungen sind fortwährend vorteilhaft für das Leben von Moskitos und die Malaria hatte viele Leben auf dem Gewissen, bevor effektive Maßnahmen zur Kontrolle der Krankheit entdeckt wurden. Die weitläufigen Waldrodungen für den Zinnabbau, Kautschukanbau, die den Straßen- und Eisenbahnbau anheizten, und andere Formen der Landnutzung störten zwangsläufig das natürliche Gleichgewicht und wo solche Rodungen auf hügeligem und unebenen Land, das durch die schnell fließenden Gewässer ausgetrocknet war, vorgenommen wurden, führte dies zu einer rapiden Vermehrung von Anopheles maculatus . Da die geeignetsten Gebiete für Kautschuk die entwässerten Gebirgsausläufer Westmalaysias sind, litten die Kautschukländereien stark unter der durch die A. maculatus übertragene Malaria mit Sterberaten, die im Jahr 1911 bis zu 63 pro 1000 [Einwohnern] erreichten.

[…]

[1] Acre ist eine Maßeinheit zur Flächenbestimmung von Grundstücken. Ein Acre ist etwa 4047 qm. Vgl. Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Acre&oldid=171209565 (09.02.2017); die Redaktion.

[2] Im Originaltext wird an dieser Stelle der Begriff races , also Rassen, verwendet. Er wird hier übertragen als Ethnien bezeichnet, da der englische race -Begriff andere Implikationen enthalt als der deutsche Rasse -Begriff; die ÜbersetzerInnen.

Translation:

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