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Ali, Raden Mohamad: Perdjuangan Feodal. Bandung; Jakarta: Ganaco, 1954, 5–8.

"Indonesien außerhalb Indonesiens"


[S. 5]

1. INDONESIEN AUSSERHALB INDONESIENS

Vor etwa 3500 Jahren war das indonesische Volk noch nicht in Indonesien. Unser Volk war noch an einem Ort weit von unserer Heimat a entfernt.

Diese Tatsache überrascht oder erstaunt nicht. Die meisten Nationen dieser Welt waren früher nicht an dem Ort, an dem sie jetzt sind, sondern kamen aus anderen Ländern. In Zusammenhang mit bestimmten Ereignissen siedelten sie an andere Orte um.

Das nennt man V ö l k e r w a n d e r u n g.

So war es auch mit unserer Nation. Vor 3500 Jahren war unser Volk in Hinterindien, dem heutigen Vietnam, ansässig. Dort gibt es große Flüsse: den Mekong, den Irawaddy und den Saluen. In den Tälern dieser Flüsse und an ihren Ufern waren die Reisfelder und Äcker des alt -indonesischen Volkes.

[Foto von dunkelhäutigen Männern mit nackten Oberkörpern und mit Lendenschurzen bekleidet.]

[Bildunterschrift:] Das indonesische Volk sah ± 1500 v. Chr. mehr oder weniger so aus . . . . . .

Unsere Vorfahren bereisten das Meer entlang der Ufer und die weit entfernten Inseln. Sie bestellten das Land, züchteten Vieh und segelten ebenfalls. Sie segelten in den Gewässern um ihren Wohnort herum und erkundeten sie, bis zu weit entfernten Inseln.

Dort betrieben sie ebenfalls Ackerbau, Viehzucht und Schifffahrt.

Da ihr Leben bereits komplex und gefährlich war, waren sie sicherlich starke und mutige Menschen. Ihr Leben dort unterschied sich nicht stark von demjenigen im heutigen Kalimantan. Die Reisfelder und Äcker waren von Urwald umgeben, der nicht von wilden Tieren bewohnt war. Mit ihren kleinen, schmalen Schiffen bezwangen sie mutig die Gewässer in ihrer Umgebung, das Meer wurde von ihnen erkundet. Sie waren ein starkes, mutiges, robustes und geschicktes Volk.

Im Norden dieses Landes gab es einige Gebirge und Flusstäler, die von einem anderen Volk besiedelt waren. Dieses Volk wurde von den Chinesen aus dem Norden und den Han b aus dem Westen angegriffen. Der Druck wurde immer stärker, bis sie sich gezwungen sahen, in Richtung Süden zu ziehen.

[S. 6]

Das indonesische Volk hatte kein sicheres Leben mehr. Diese angegriffenen Völker besetzen sein Land, nahmen es weg und verwüsteten es.

Aus einer solchen Atmosphäre gehen immer nicht zu beendende Kriege hervor, die das Überleben sehr erschweren. Je länger so ein Zustand währt, desto schwieriger und gefährlicher wird er. Daher blieb ihnen die Wahl:

1. Von ihren Bezwingern versklavt zu werden.

2. Zu fliehen und einen anderen Wohnraum zu suchen.

3. Ihre Bezwinger erbittert zu bekämpfen und sie zu vertreiben.

Wie schwer muss es für unser Volk gewesen sein, sich zu entscheiden.

Die Wurzeln ihrer Seelen waren bereits tief in dem geliebten Land verpflanzt. Sie würden ihre weiten Felder vermissen, sie würden den gewaltigen Urwald vermissen; sie würden schönen Strand vermissen. Sie konnten die Bezwinger nicht bekämpfen, da die Stärke der Gruppe der Bezwinger grenzenlos war. Bezwinger müssen bezwingen, da sie auch leben müssen. Sie waren Soldaten, die immer Krieg führten und nicht zögerten, mit einer furchtbaren Grausamkeit zu verwüsten und zu plündern. Wie auch immer die Beherrschung unserer Vorfahren gewesen ist, sie konnten es nicht aushalten. Ihre Heimat verlassen . . . . . . . . . . das fühlte sich auch schwer an. Aber die Liebe zu dieser Heimat würde sie gefährden, denn sie würden mit Sicherheit die Sklaven des anderen Volkes werden! Das wollten sie auch absolut nicht!

Das flache, weite Land, das weite Meer und der gewaltige Urwald hatten aus ihnen ein Volk gemacht, das sich auch niemandem unterwerfen wollte. Sie hatten immer in einer unabhängigen Umgebung gelebt, in der sie von niemandem gestört wurden.

Sie wollten weiterhin unabhängig bleiben. Dieser starke Wunsch wurde durch den wilden Krieg gegen ihre Bezwinger unter Beweis gestellt, doch es stellte sich heraus, dass sie verloren. Also können wir uns vorstellen, wie hart es für unsere Vorfahren war, sich ein Herz c zu fassen und ihre Heimat zu verlassen. Aber sie bewältigten auch ein so großes Opfer wie dieses.

Das führte dazu, dass das indonesische Volk nach Indonesien kam. Mit kleinen Booten verließen die Familien jeweils ihr Ursprungsland d . Stück für Stück zogen sie gen Süden. Wohin? Das haben sie nicht gefühlt. Wohin? fragten sie nicht. Nur ein Ziel ließ ihr Herz schneller schlagen, e nämlich eine neue Heimat zu suchen, um ein unabhängiges und glückliches Leben zu führen.

Wir können uns vorstellen, wie die Auslegerboote am Ufer entlang vom Norden in den Süden segelten, voller Menschen. Fröhlich steuerten sie immer weiter Richtung Süden, bis Gott ihnen ein Land als ihren Ort zum Niederlassen gab.

2. DIE GEBURT INDONESIENS

Diese Wanderung des indonesischen Volkes vom Norden in den Süden vollzog sich nicht auf einmal , sondern allmählich . Nacheinander kamen sie im heutigen Indonesien an. Die gesamte Küstenregion in Indonesien wurde durch sie von der westlichen Spitze bis zur östlichen Spitze besiedelt. So, als wären sie eine großartige Armee gewesen, die fremde Gebiete einnahm, ohne sich umzublicken. Sie wählten einen Ort, der ihren Wünschen entsprach, nämlich einen Ort, an dem sie den Boden bestellen konnten und der ihnen die Möglichkeit zum Segeln verschaffte. Sie gaben ihre Gewohnheiten und Bräuche aus ihrem Ursprungsland nicht auf.

So waren überall entlang der Küste ihre Dörfer .

Häuser wurden errichtet, wie sie heute in den Dörfern der Dayak in Kalimantan zu finden sind. Die Natur um sie herum besteht immer noch aus Urwald, der voller Gefahren ist.

[S. 7]

Wir sollten nicht vergessen, zu berichten, dass die indonesischen Inseln zu jener Zeit nicht leer waren, sondern auch von Menschen bewohnt.

Diese Menschen unterschieden sich sehr von unseren Vorfahren. Sie waren klein gewachsen, ihre Haare waren lockig und ihre Haut war sehr schwarz. Sie lebten gemeinsam in Dörfern f , die im Urwald versteckt waren.

Auch diesen Ureinwohnern gefiel die Ankunft der Feinde von außerhalb nicht. So ereigneten sich harte Kämpfe, tags und nachts, die nicht enden wollten. Nicht nur mit diesen Feinden gab es Kämpfe, auch wilde Tiere warteten ungeduldig auf ihre Beute. Das Leben unserer Vorfahren wurde von Gefahren von allen Seiten g , oben und unten, überschattet.

Tags und nachts mussten sie aufpassen. Die Feinde griffen sie abends an, daher ist es leicht zu verstehen, dass die ursprünglichen Bewohner sie als Teufel h , Dschinn i bezeichneten, aufgrund ihrer Grausamkeit und ihrer nächtlichen Angriffe.

[Schwarz-weiß-Abbildung, deren Inhalt schlecht zu erkennen ist. Die Abbildung zeigt eine dicke Gestalt (wahrscheinlich eine kleine Figur aus Messing, Kupfer oder einem anderen Metall) mit kurzen, stark gelockten Haaren, wulstigen Augen, einer großen, platten Nase und dicken Lippen. Die Gestalt trägt etwas auf dem Rücken und ist mit einem Fell bekleidet.]

[Bildunterschrift:] Ein indonesischer Anführer aus der Zeit, in der wir die Heimat Indonesien eroberten.

Die Berichte über diese Angriffe und Kämpfe sind noch in unserem Glauben an demit , Dschinn, Gandharva, Teufel, bangsa halus j usw. enthalten.

Tiger, große und kleine Schlangen, Wildschweine und andere wilde Tiere lauerten in den Bäumen und unter den Pfahlbauten.

Es drohten gefährliche Überschwemmungen, die nicht aufhörten. Offensichtlich war ihr Leben wirklich hart. Der schreckliche Wald, die Einsamkeit überall verursachten eine unangenehme Atmosphäre, sodass im Herzen eine Überzeugung aufflammte, die die eigene Seele störte. k Dieser Glaube wird gewöhnlich abergläubischen Menschen nachgesagt.

Um die Gefahr ausgehend von den ursprünglichen Bewohnern einzuschränken, wurden sie in die Berge und Wälder verjagt. Folglich offenbart es sich heute, dass unsere Vorfahren auch die Küste verließen, anfänglich, um ihre Feinde zu verfolgen, und schließlich, um nicht wieder an den Strand zurückzukehren. Sie hinterließen einfach die Kenntnisse über die Fortführung der Bestellung des Bodens.

Sie besiegten die Ureinwohner mit Leichtigkeit, da ihre Waffen ausgereifter waren. Die Ureinwohner kannten noch keine scharfen Waffen, die schnell genutzt werden konnten: Kris l , Speer, Pfeil und Bogen. Sie waren nur mit Blasrohr und kleinen giftigen Pfeilen bewaffnet.

Das Leben der Ureinwohner hing außerdem vom Wald ab, während unsere Vorfahren den Wald nicht brauchten, da sie den Boden ordentlich bestellten.

[S. 8]

So wurden die Ureinwohner nach und nach gen Süden gedrängt, sodass sie schließlich aus Indonesien verschwanden. Dieser Kampf kann nicht mit den aktuellen militärischen Bewegungen verglichen werden. Weit davon entfernt. Die Verdrängung der Ureinwohner zog sich über hunderte Jahre hin und wurde mit nicht endenden Schlachten und Kämpfen vollzogen.

Es ist klar, dass die Vorfahren des indonesischen Volkes nicht einfach so eine Heimat bekamen. Sondern mit großer Mühe, mit bitteren Kämpfen, die sehr hart und fürchterlich waren. Gott schenkte unserem Volk die indonesische Heimat nicht, weil unsere Vorfahren jeden Tag beteten, sondern aufgrund ihrer großen Taten! Unsere Heimat wurde von den Ureinwohnern, die schließlich verschwanden, erkämpft und ihnen entrissen. Nur dieser Kampf brachte die indonesische Heimat hervor. Indonesien wurde aufgrund der Mühen des indonesischen Volkes selbst geboren.

[...]

[a] Siehe Glossareintrag Tanah Air ; die ÜbersetzerInnen.

[b] Im Original ist zwar von Hun , also Hunnen, die Rede, allerdings scheint es hier plausibler, dass es sich um Han(-Chinesen) handelt, die im 2. Jahrhundert v. Chr. nach Vietnam migrierten; die Redaktion.

[c] Im Original steht an dieser Stelle hati , was wörtlich übersetzt Leber bedeutet. In Indonesien wie auch in einigen anderen Ländern gilt ursprünglich nicht das Herz, sondern die Leber als Sitz der Gefühle. Heute überschneidet sich die Metaphorik aber teilweise. So würde ein Mensch zum Zeichen seines Herzschmerzes die Hände vor die Brust und nicht an den Bauch halten. Siehe auch Glossareintrag Herz ; die Redaktion.

[d] Im Original wird hier der Begriff tanah mulanya , also das Land ihres Beginnes, verwendet. Da es sich im Fall der weiterziehenden Proto-IndonesierInnen aber um MigrantInnen mindestens der zweiten Generation handelte, wird in der Übersetzung der gängigere Begriff Ursprungsland verwendet; die ÜbersetzerInnen.

[e] An dieser Stelle wird im Original ein Ausdruck verwendet, der direkt übersetzt bedeuten würde, dass es ihr Herz bzw. ihre Leber vergrößerte. Sinngemäß wird dadurch ein freudiges Gefühl ausgedrückt bzw. ein starker Wille, etwas zu tun; die ÜbersetzerInnen.

[f] An dieser Stelle wird der Begriff desa für Dorf verwendet und nicht wie oben kampung . Heute ist desa die übliche Bezeichnung für Dorf. Siehe auch Glossareintrag Kampung ; die ÜbersetzerInnen.

[g] Im Original wird der Begriff kanan-kiri verwendet, der wörtlich übersetzt rechts-links heißt; die ÜbersetzerInnen.

[h] Im Original steht der Begriff sjaithan , heute sitan , der auf die arabische Bezeichnung شيطان [šaiţān] für Teufel zurückgeht. Der arabisch-islamische Einfluss auf die indonesische Mythologie und den Geisterglauben ist im Laufe der Islamisierung Indonesiens entstanden. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Übertragung, die dem Autor des Schulbuches nicht auffällt, wenn er der indigenen Bevölkerung der indonesischen Inseln, die in einem noch lange nicht islamisierten Land lebten, nachsagt, sie hätten an transzendente Wesen geglaubt, die ihren Ursprung im arabischen Islam haben. Hierzu ist allerdings anzumerken, dass die Verwendung eines ursprünglich arabischen Begriffs nicht automatisch derart interpretiert werden kann, dass dahinter auch die Idee des ursprünglichen arabischen Wesens steht; Ime Rath für die Redaktion.

[i] Djin , vom arabischen جن, sind Geister oder Feuerwesen, die ihren Ursprung im alten Arabien haben. Auch auf sie trifft die Anmerkung aus der vorangegangenen Fußnote zu; die ÜbersetzerInnen.

[j] Bei den erwähnten Wesen handelt es sich um übernatürliche Gestalten und Geister der indonesischen Mythologie. Zusätzlich zu den arabisch-islamischen Einflüssen können auch hindu-buddhistische Einflüsse beobachtet werden. So gehört Gandarwa zu den Apsaras, die in der hinduistischen und buddhistischen Mythologie halb göttliche Frauen darstellen, die im Palast des Gottes Indra leben. Bangsa oder makhluk halus sind hingegen überirdische Wesen javanischen Ursprungs. Der Kanon der indonesischen Geisterwesen kann also als trans-kulturell und trans-religiös bezeichnet werden; Imke Rath für die Redaktion.

[k] Genau wie die Bezeichnung hati , die wörtlich übersetzt Leber heißt, aber sinngemäß die bildmalerische Bedeutung vom Herzen ersetzt, geht auch die Bezeichnung djiwa (heute jiwa ), die hier mit Seele übersetzt wird, auf ein anderes südostasiatisches Konzept zurück. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich ursprünglich von dem christlich-abendländischen Seelenkonzept unterschied, sich durch den fortwährenden Gebrauch in christlichen und islamischen Kontexten diesen Konzepten aber weitgehend angepasst hat; Imke Rath für die Redaktion.

[l] Siehe Glossareintrag Kris ; die Redaktion.

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