"Die Türkei und die EU"
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„Die Türkei gehört zu Europa [...] Die Türkei soll vollberechtigtes Mitglied der Gemeinschaft sein“, sagte der EG Präsident Walter Hallstein im Jahr 1963. Bereits 1959 hatte die Türkei einen Antrag auf die Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft gestellt. Es vergingen 40 Jahre, bis der Türkei der Status eines Beitrittskandidaten zugesprochen wurde. Im Jahr 2004 wurde dann offiziell beschlossen, mit der Türkei Beitrittsverhandlungen zu führen. Am Ende der Verhandlungen kann nach den gültigen EU-Regeln nur ein Ja oder Nein stehen. Es gibt Stimmen, die sich gegen eine Mitgliedschaft aussprechen. Als Gründe für ihre Bedenken nennen sie unterschiedliche kulturelle Prägungen der Menschen in der Türkei. Dagegen verweisen die Befürworter auf den schnellen Modernisierungsprozess und die enorme ökonomische Entwicklung des Landes. Das sei auch die Voraussetzung, um auf dem europäischen Markt dem Wettbewerbsdruck standzuhalten. Es gibt allerdings viele Bereiche, in denen die Türkei noch Fortschritte machen muss. Deshalb ist anzunehmen, dass der Aufnahmeprozess noch zehn bis 15 Jahre dauert. Sollte die Türkei eine Mitgliedschaft erreichen, so wäre es das erste islamisch geprägte Land in der Europäischen Union. Müssten dann die Ziele und Werte der EU neu überdacht werden? Rumänien und Bulgarien sind die jüngsten Mitglieder der EU. Welche Unterschiede gegenüber der Türkei machten den Beitritt möglich? Kann mit dem Beitritt der Türkei eine Brücke zur islamischen Welt geschlagen werden?
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EU und die Türkei
Die Europäische Union besteht heute aus 27 Mitgliedsstaaten. Der Prozess der Einigung ist noch nicht abgeschlossen. Viele Länder bewerben sich um eine Mitgliedschaft, darunter auch die Türkei. Zu deren Beitritt gibt es unterschiedliche Meinungen. Die Befürworter betonen den wirtschaftlichen Aufschwung und den Modernisierungsprozess, den das Land durchgemacht hat. Gegner dagegen befürchten, dass die unterschiedliche kulturelle Prägung der Türkei und die Gewichtung des Mitspracherechts innerhalb der EU aufgrund der großen Bevölkerungszahl des Landes die weitere Umsetzung der EU-Ziele beeinträchtigen würde. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Die Türkei muss noch viele Reformen umsetzen, bevor über eine Mitgliedschaft entschieden werden kann. Der Erfolg der Reformen muss von allen Mitgliedern der EU anerkannt werden.