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Altmann, Hans: Wie es zum Weltkrieg kam. Ein Überblick über seine Vorgeschichte und Ursachen zur Einführung in das geschichtliche Verständnis der Gegenwart für Oberklassen höherer Lehranstalten und zur Belehrung für jedermann. Leipzig: B. G. Teubner Verlag, 1915, 12.

Europa und die Kolonien – Deutschland und Russland


[S. 12]

Die deutsch-russische Feindschaft ist ein Meisterstück englischer Politik, die zur Entlastung des englisch-russischen Gegensatzes Rußland auf seine deutschfeindlichen Ziele lenkte.

Ein englisch-russischer Gegensatz besteht einmal in Persien und Afghanistan . In diesen Rußland und das englische Indien trennenden Pufferstaaten ringen englischer und russischer Einfluß miteinander. Rußland will über Persien zum Indischen Ozean vorstoßen und bedroht somit Englands Kronjuwel Indien. Ebenso machen Rußland und England sich in China den Einfluß streitig, hier sieht England ein Zukunftsgebiet für seinen Handel, während Rußland eisfreie Häfen des Japanischen und des Gelben Meeres erstrebt. Aus diesem Grunde schloß England mit dem aufstrebenden Japan ein Bündnis und entfachte den Japanisch-Russischen Krieg 1904/05, um Japan in Ostasien als Kämpfer gegen Rußland zu benutzen. Das siegreiche Japan setzte sich in Korea und Port Arthur fest und verhinderte Rußlands weiteres Vorschreiten am Großen Ozean. Darum wandte sich Rußland wieder seinen Balkanzielen zu. Hierbei stieß es 1909 auf den Widerstand Österreich-Ungarns und dessen Verbündeten Deutschland. So wurde es zur Freude Englands und Frankreichs unser unversöhnlicher Gegner.

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