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Frankenberg, Hans von: Compêndio de Geographia Elementar. Porto Alegre: Rodolpho José Machado, 1903, 95–96.

"Deutsches Reich"

Dem Autor zufolge zählt das Deutsche Reich nicht nur zu den europäischen Großmächten, sondern nimmt unter ihnen sogar eine herausragende Stellung ein. Zunächst werden das deutsche Territorium und die klimatischen Verhältnisse beschrieben. Der Autor betont dann die Stärke von Landwirtschaft, Industrie und Handel und verweist auf die gut ausgebaute Infrastruktur und die Handelsflotte. Auch in militärischer Hinsicht sieht er das Deutsche Reich als Vorreiter. Da es im Zentrum des europäischen Kontinents liege und sich der potentiellen Angriffe seiner Nachbarn erwehren müsse, habe es sein Heer exzellent aufgestellt. Die beste Armee der Welt zeichne sich u.a. durch ihre Disziplin und Ausbildung aus. Um seine Kolonien und überseeischen Handel zu schützen bemühe sich das Reich um den Aufbau einer starken Flotte.

Frankenberg, Hans von

Wie dem Titelzusatz Para uso das escolas publicas do Estado do Rio Grande do Sul zu entnehmen ist, war das Geschichtsschulbuch für staatliche Schulen des brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do Sul bestimmt, vermutlich für höhere Klassen. Die Sonderstellung des Verlags auf dem Lehrbuchmarkt lässt darauf schließen, dass es tatsächlich offiziell zugelassen war und in den entsprechenden Schulen zum Einsatz kam.

Rodolpho José Machado

[S.95]

[...]

Europa zählt 27 souveräne Staaten, die sich in territorialer Ausdehnung, Wohlstand und militärischer Macht sehr unterscheiden. Die Staaten, die den größten Einfluss ausüben – die sogenannten Großmächte – sind: Deutschland, Russland, Österreich, England, Frankreich und Italien .

b) Die Staaten Europas

I. Deutsches Reich

Es grenzt im N. 1 an die Nordsee, Jütland (Dänemark) und die Ostsee; im O. an Russland und Österreich; im Süden an eben dieses Land und an die Schweiz; im O. an Frankreich, Belgien und Holland. Innerhalb dieser Grenzen hat das Reich 540.000 Quadratkilometer, mit 54 Millionen Einwohnern.

Das Klima ist im Allgemeinen sehr gemäßigt, und nur in der Region im hohen Norden gibt es gewöhnlich sehr strenge Winter. Auch wenn er, was die Fruchtbarkeit angeht, mit vielen anderen Ländern Europas nicht mithalten kann, ist der Boden Deutschlands in vollkommener Weise bestellt, denn die Landwirtschaft ist die hauptsächliche Beschäftigung der Einwohner. Das Land produziert hervorragendes Getreide […]. Deutschland befindet sich heute an der Spitze

[S. 96]

der großen industriellen Bewegung. Es produziert hervorragende Seide-, Baumwoll- und Leinenstoffe, Maschinen aller Art, Eisenwaren, Waffen, Papier, Uhren etc. Diese Industrie und die vielfältigen und reichen Erzeugnisse des Bodens begründen und stützen einen umfangreichen Handel, dem ein ausgedehntes und gut berechnetes Eisenbahnnetz, ausgezeichnete Straßen und, vor allem, eine mächtige Handelsflotte dienen.

Die Lage Deutschlands exakt im Zentrum des europäischen Kontinents ist unter dem Gesichtspunkt des Handels vorteilhaft, jedoch ist es etwas dem stets möglichen Vorrücken der mächtigen Völker, die es umgeben, ausgesetzt. Zweifellos aus diesem Grund schenkt Deutschland, ja muss Deutschland seinem großen Heer besondere Aufmerksamkeit schenken, welches aufgrund seiner Größe, seiner sprichwörtlichen Disziplin, seiner brillanten Ausbildung und Organisation derzeit die beste Armee der Welt darstellt. Seit einigen Jahrzehnten arbeitet Deutschland mit Nachdruck an der Schaffung einer großen Kriegsflotte, wozu es sich angesichts des enormen Umfangs, den sein überseeischer Handel angenommen hat, und um seine bedeutsamen Kolonien in Afrika und Ozeanien zu beschützen, gezwungen sieht.

[1] Entsprechend den Abkürzungen im Originaltext; die ÜbersetzerInnen.↩

Translation:
Friedl, Sophie
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