"Der Einfluss der geographischen Lage auf die Geschichte Rumäniens"
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Der Einfluss der geographischen Lage auf die Geschichte Rumäniens
Eine zweite einführende Frage, die geklärt werden muss, ist der Einfluss der geographischen Umgebung auf die Entwicklung des rumänischen Volkes. Diese Frage besteht aus zwei Teilen: die Lage Rumäniens auf der Karte Europas und zweitens die Struktur des rumänischen Bodens.
Hinsichtlich der geographischen Lage des rumänischen Volkes, können wir sagen, dass sie dort ist, wo sich der Orient mit dem Westen Europas trifft. Dies wird insbesondere bei der Betrachtung der Kultur ersichtlich.
Wir sind Nachbarn mit westeuropäischen Völkern: Ungarn und Polen sowie osteuropäischen Völkern: Bulgaren, Serben, früher auch Griechen und Türken. Dies beeinflusste die rumänische Zivilisation und ihre politische Geschichte stark.
Die erste Konsequenz, die sich aus diesem Umstand ergibt, ist, dass die rumänische Kultur eine gemischte Kultur, aus Bestandteilen der orientalischen und westeuropäischen geworden ist, was sich auch heute in einigen Bräuchen widerspiegelt. Bis in unsere Zeit überwiegte die östliche, byzantinische und slawische Zivilisation, aber in der alten Organisation der Fürstentümer sowie beim Stil der Kirchengebäude und in der Schreibweise der Chroniken zeigen sich neben slawischen und byzantinischen Modellen auch Einflüsse Westeuropas.
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Die zweite Konsequenz der geographischen Lage war die Rolle als Verteidiger des Christentums und der Zivilisation, die die Rumänien gegen die Türken einnahmen. An der Grenze zwischen Europa und der östlichen türkischen und tatarischen Regionen liegend, nahm das rumänische Volk die Rolle der vordersten Festung gegen den Feind ein. Wir verteidigten an der Donau, sei es durch den Repräsentanten rumänischer Länder, Mircea der Alte, durch Siebenbürgen, Ioan Corvin de Hunedoara, durch Moldau, Stefan der Große, die europäische Zivilisation gegen die türkische Barbarei.
Es sei bemerkt, dass sich diese Rolle mit dem Rückzug der Türken nicht aufgehoben hat. Heute noch sind wir der Wächter gegen die gegen Europa gerichtete östliche Barbarei.
Dies stellt für uns eine glorreiche Rolle dar, vor allem weil wir sie auch erfüllen konnten, aber es ist nicht weniger wahr, dass während Westeuropa sich in Ruhe entwickeln konnte, sich kulturell und wirtschaftlich bereichern konnte, sich unsere Geschichte mit Krieg und Zerstörung füllte. Dies führte dazu, dass unsere Zivilisation später aufblühte als die im Westen und wir erst in der neusten Geschichte zu einem unabhängigen Staat wurden. Aus diesen Gründen können wir sagen, dass unsere geographische Position nicht gerade glücklich war.