Source

Bibliographic data

Beling-Nkoumba, Dominique; Mveng, Engelbert: Manuel d’histoire du Cameroun. Yaoundé: Centre d’Edition et de Production de Manuels et d’Auxiliaires de l’Enseignement, 1969, 187–188.

"Der Große Krieg in Kamerun (1914-1916)"


[S. 187]

Der Große Krieg in Kamerun (1914-1916)

MATERIAL: Karte des Krieges in Kamerun. Kamerun nach dem Krieg von 1914 (Karte)

1. Der Kriegseintritt Deutsch-Kameruns

Seit 1911 waren die Franzosen unzufrieden, dass sie einen Teil Äquatorialafrikas an Deutschland abgetreten hatten (siehe Lektion 32). Dieses war nunmehr in drei Teile zerstückelt, durch die beiden Ausläufer Deutsch-Kameruns, die einerseits in Bonga an den Kongo a und andererseits in Tsinga an Ubangi b grenzten. Ihr Anliegen ist es, c Bonga zurückzuerobern und zudem den Kommunikationsweg zwischen den verschiedenen Teilen Äquatorialafrikas zu befreien.

Als in Europa Deutschland Frankreich und Russland am 3. August 1914 den Krieg erklärt, leiten die französischen Truppen des Kongo sofort einen Angriff auf Bonga und Tsinga ein, die am 6. August 1914 mühelos besetzt werden. So beginnt der Große Krieg in Kamerun durch den Angriff auf diese deutschen Stellungen am 5. August 1914.

Die Deutschen aus Kamerun verfügten für diesen Krieg über ungefähr 4.000 Männer, die von 250 Europäern geführt wurden, mit einer hohen Zahl an Waffen und Munition. Die Streitkräfte unterstanden dem Kommando von Oberstleutnant Zimmermann. Sie waren eingeteilt in den Süden (in der Gegend von Oyem und Akoafim), den Osten (in der Gegend von Moloundou und Nola), in den Norden (in der Gegend von Garoua) und die Küste .

Die alliierten (französischen, englischen und belgischen) Streitkräfte waren doppelt so viele

und kreisten Kamerun von allen Seiten ein. Sie umfassten:

– im Norden die Kolonne von Brisset und Ferrandi, die aus dem Tschad gekommen war. Hinzuzuzählen sind die englischen Streitkräfte aus dem Norden von Nigeria unter der Führung von General Cunliffe.

– im Süden die Truppen des A.E.F., d die von General Aymérich kommandiert wurden; die le-Meillour-Kolonne kam aus dem Süden, durch Gabun; die Kolonnen von Hutin und Morisson kamen aus dem Osten. Sie wurden durch ein Kontingent der Armee aus Belgisch-Kongo, e das 761 Mann umfasste, verstärkt.

– an der Küste sollte ein französisch-englisches Expeditionskorps, bestehend aus 3000 Soldaten aus Nigeria, der Goldküste, Sierra Leone und aus 2.000 französischen Schützen, f die aus Dakar kamen, unter dem Befehl von Oberst Mayer, in Douala an Land gehen und nach und nach die beiden Eisenbahnlinien besetzen sollten.

2. Die militärischen Operationen

Sie verlaufen an vier Fronten: Norden, Osten, [Süden], g Küste. Um die Koordinierung aller Fronten zu gewährleisten, wird nach drei gemeinsamen Versammlungen in Douala eine einheitliche Führung eingesetzt. Die Bemühungen an allen Fronten sind auf die Eroberung von Yaoundé ausgerichtet.

Im Norden : während Kousseri am 20. September 2014 nach mehreren erfolglosen Versuchen eingenommen wird, offenbart sich Mora als eine

[S. 188]

uneinnehmbare Festung. Oberst Brisset lässt einen Trupp vor Ort, um die Belagerung von Mora fortzusetzen, und eilt mit seinen Truppen gen Süden. Maroua kapituliert am 19. Dezember 1914. Am 8. Januar 1915 wird Garoua belagert, das sechs Monate lang Widerstand leistet, bis es am 10. Juni 1915 kapituliert.

Sobald Garoua gefallen ist, steht der Weg des Südens den alliierten Truppen weit offen. Aus Ngaoundéré, Tibati, Banyo und Yoko, die von den Deutschen geräumt worden sind, werden nach und nach besetzt. Die Nordfront vereinigt sich in Koundé mit den Truppen des Ostens, ehe sie sich in Richtung Yaoundé bewegt.

Im Osten : die Truppen des Ostens, die Bonga und Tsinga besetzt hatten, nehmen Mbaïki durch einen Überraschungsangriff ein, aber stoßen in Mbirou auf lebhaften Widerstand. Sie setzen ihren Weg in zwei Kolonnen fort. Oberst Hutin folgt dem Sangha, h während die Morisson-Kolonne im Tal des Lobaye i aktiv wird.

Nachdem er die Stellung in Nzimou eingenommen hat, wo er zahlreiche Offiziere und Soldaten verliert, erreicht Oberst Hutin Moloundou am 22. Dezember 1914 und marschiert auf Yokadoumazu (am 30. Januar 1915). Er findet Lomié verlassen vor.

Zur gleichen Zeit rückt die Kolonne vom Lobaye auf Batouri (am 9. Dezember 1914) und Bertoua zu, das nach ernstem Widerstand (am 29. Dezember) fällt. Wiedereingenommen von den Deutschen, wird es endgültig am 22. Juli 1915 geräumt.

Der Feind verschanzt sich in der Umgebung von Ngelemenduga und führte einen Gegenangriff durch. Am 16. Oktober 1915 setzt General Aymérich zu einer Generaloffensive an. Die deutschen Truppen von Oberst Zimmermann ziehen sich in Richtung Yaoundé zurück.

Südfront : Die Südfront war mit einem überlegenen Feind zusammengestoßen, der sie auf allen Ebenen besiegt hatte, vor allem in Akoafim. Bis

zum 10. Februar 1916 war es der Südkolonne nicht gelungen, den Ntem j zu überqueren.

Seefront : am 26. September 1914 eröffnete das Expeditionskorps das Feuer auf Douala, welches sich am 27. ergab. Am 13. und 14. Oktober 1914 besetzten die Engländer Victoria und Buéa. Nachdem er die Japoma-Brücke k und die Brücke über den Dibama gesprengt hatte, war Oberst Zimmermann mit dem Großteil seiner Truppen über Edea geflüchtet. Gewaltige Gefechte entzünden sich auf der Bahnstrecke und um Edea herum, welches am 05. Januar 1915 geräumt wird. Eséka leistet lange Zeit Widerstand, bevor es am 30. Oktober 1915 eingenommen wird.

3. Die Begegnung in Yaoundé

Die englischen Truppen erreichten Yaoundé. Am 24. November 1915 hatten sie sich in der Nähe von Eséka von ihren französischen Kameraden getrennt. Am 1. Januar 1916 zogen sie in die Hauptstadt ein.

Die Deutschen waren in Richtung Süden geflohen und hatten beinahe die gesamte Bevölkerung mitgenommen.

Am 7. Januar 1916 vereinigten sich die Truppen des A.E.F.,die dem Kommando von General Aymérich unterstanden, in Yaoundé mit denEngländern.

Die Alliierten entschlossen sich, die Deutschen in Richtung Ebolowa zu verfolgen. Es gab einige Gefechte auf dem Sô, l in Ngoulemakong, im Land der Bulu. Der Feind zog sich, nachdem er Ebolowa geräumt hatte, nach Spanisch-Guinea zurück. Von dort aus ließ Gouverneur Ebermeier der deutschen Regierung ein Telegramm zukommen und setzte sie darüber in Kenntnis, dass ganz Kamerun aufgegeben war. Doch die Festung von Mora leistete noch Widerstand. Sie ergab sich erst am 20. Februar 1916 auf die Nachricht hin, dass die deutschen Truppen Kamerun geräumt hatten. Der Krieg in Kamerun war beendet.

[a] Hier ist die heutige Republik Kongo gemeint; die ÜbersetzerInnen.

[b] Die ehemalige französische Kolonie Ubangi-Schari gehört heute zur Zentralafrikanischen Republik; die ÜbersetzerInnen.

[c] Im Original wird in den erzählenden Passagen der historische Präsens verwendet und in Erklärungen Vergangenheitsformen. Die Übersetzung richtet sich in der Tempuswahl nach dem Original; die ÜbersetzerInnen.

[d] A.E.F. bedeutet Afrique-Équatoriale franҫaise und bezeichnete die zentralafrikanische Kolonie Französisch-Äquatorialafrika zwischen dem Golf von Guinea und dem westlichen Sudan mit der Hauptstadt Brazzaville; die ÜbersetzerInnen.

[e] Im Original wird hier der Eigenname der Armee, Force Publique du Congo-Belge, genannt; die ÜbersetzerInnen.

[f] Im Original wird der Begriff tirailleurs français verwendet, der wörtlich übersetzt zwar französische Schützen heißt, aber wahrscheinlich auf die tirailleurs sénégalais anspielt. Dies waren Einheiten des französischen Heeres aus Senegal und anderen Regionen Französisch-Westafrikas; die ÜbersetzerInnen.

[g] Der Süden wurde im Original vergessen und ist in dem hier vorliegenden Exemplar handschriftlich ergänzt; die ÜbersetzerInnen.

[h] Der Sangha ist ein Fluss, der teilweise die Grenze zwischen Kamerun und der heutigen Zentralafrikanischen Republik bzw. Kamerun und der Republik Kongo bildet; die ÜbersetzerInnen

[i] Der Lobaye ist ebenfalls ein Fluss; die ÜbersetzerInnen.

[j] Der Ntem oder auch Campo ist ein Grenzfluss zwischen Kamerun, Äquatorialguinea und Gabun; die ÜbersetzerInnen.

[k] Die Japoma-Brücke, auf Deutsch auch als Brücke von Edea bekannt, ist eine Eisenbahnbrücke, die über den Fluss Sanga führte, in der Nähe der Stadt Edea; die ÜbersetzerInnen.

[l] Der Sô ist ein kamerunischer Fluss; die ÜbersetzerInnen.

Translation:

Recommended citation: