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Grunder, Jakob; Brugger, Hans: Lehrbuch der Welt- und Schweizergeschichte für bernische Sekundarschulen und Progymnasien. Bern: A. Franke Verlag, 4. Aufl., 1920, 415–418.

Humanitäre Hilfe der Schweiz im Ersten Weltkrieg


[S. 415]

b) Die Schweiz "das Land der guten Werke"

Gleichn in den ersten Tagen des Kriegsausbruches bekam die Schweiz Gelegenheit, Unglücklichen beizustehen. In allen Ländern brachen Tausende und Zehntausende auf, einige wenige Habe mit sich schleppend, die Kleinen auf dem Arm und an der Schürze der Mutter, um so schnell als möglich die Heimat zu erreichen. [...] Nur ein Teil der Ausländer vermochte noch rechtzeitig den Boden der Heimat zu erreichen. Unzählige waren zurückgeblieben und befanden sind nun in Feindesland : Deutsche in Frankreich , England ; Franzosen in Deutschland , Österreich . Sie wurden erbarmungslos entweder unter polizeiliche Aufsicht gestellt oder mussten Hab und Gut verlassen und sich in gemeinsame Lage, "Konzentrationslager", begeben, wurden also gewaltsam zurückgehalten und als Feinde behandelt. [...]

[S. 146]

Da einigten sich endlich Deutschland, Frankreich und Österreich , später auch Italien und die übrigen Kriegführenden über ihre Heimschaffung, wobei die Schweiz ihre guten Dienste anbot, und bald rollten durch unsere friedlichen Gefilde die Züge der Internierten und Evakuierten , von den unschuldigen Opfern des Weltkrieges die unschuldigsten […]. In Deutschland, Österreich-Ungarn , in Frankreich und England , aber auch in Sibirien , in Algier fingen die Kriegsgefangenenlager an zu wimmeln […]. Nicht weit von ihnen erhoben sich die Lazarette . Aber auch ihrer nahm sich das menschliche Mitgefühl an. Jetzt konnte das Werk des Genfers Dunant , das internationale Rote Kreuz Wunden, die der Krieg geschlagen, heilen. In der Rhonestadt wurde eine großangelegte Stelle des Roten Kreuzes für Kriegsgefangene errichtet, zu der bald solche in andern Schweizerstädten hinzukamen […].

[S. 417]

Hatten unsere Bahnen bei der Beförderung der Heimkehrenden, dann der Internierten und der Abgeschobenen schon vielfältige, gute Dienste leisten dürfen, so sollten sie nun eine Fracht ganz eigener Art heimbringen. Die Kriegführenden einigten sich über die Auswechslung der Krüppel . Am 2. März 1915 fuhr der erste Sanitätszug von Konstanz ab, um schwerverwundete Franzosen , die deutschen Lazaretten entnommen worden waren, nach Lyon zu bringen, und auf der Rückreise beförderte er dann Deutsche . Das Schweizervolk bereitete diesen Märtyrern des europäischen Größenwahns auf den Hauptstationen einen herzlichen Empfang mit Blumen und Erfrischungen .

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